Briefe an Angefochtene

Dr. med. A. Lechler

Von den Anfechtungen gemütskranker Menschen

Einleitung

Der gemütskranke Christ ist ein wahrhaft bedauernswerter Mensch. Denn er fühlt sich nicht nur von seiner Umgebung meist nicht verstanden, sondern er kann sich auch selbst in seiner komplizierten Art und seinem konfliktreichen Seelenleben nicht recht verstehen. Und – was für ihn das Schwerste ist – er kann Gott nicht verstehen, der ihn trotz seines Glaubens mannigfache Anfechtungen aufzuladen scheint. Wenn schon der seelisch gesunde Gläubige mit mancherlei Anfechtungen zu tun hat, so sind diese bei dem gemütskranken Christen geradezu die Regel. Dadurch erfahren aber seine inneren Qualen noch eine erhebliche Steigerung. So wird ihm die Tatsache zur Anfechtung, dass er unter seiner schwermütigen Veranlagung zu leiden hat, dass er trotz seines Glaubens an Gott nicht zum Frieden und zur Heilsgewissheit durchdringen kann, dass er mit Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen und mit Angst behaftet ist, dass er oft von Läster- und Selbstmordgedanken befallen wird, dass er von seinen unguten Erbanlagen, von seinen Bindungen an finstere Mächte nicht frei wird u. a. m. Solche Nöte treiben den Angefochtenen zu einem Seelsorger, bei dem er verständnisvollen Rat und Hilfe sucht. Ist dies nicht auf dem Wege einer persönlichen Aussprache möglich, so pflegt er sich schriftlich an ihn zu wenden. Die Briefe dieser Schwergeprüften, in denen sie von ihren zahlreichen, inneren Nöten berichten, gewähren einen tiefen, oft geradezu ergreifenden Einblick in ihr schweres seelisches Leid und rufen unser lebhaftes Mitgefühl wach. Lassen wir den angefochtenen Gemütskranken jedoch zunächst selbst reden. Die Antworten auf seine Briefe sind nicht in erster Linie vom Standpunkt des Psychologen her gegeben. Dem gläubigen Gemütskranken ist mit rein psychologischen Ausführungen nur sehr wenig gedient. Aber auch die übliche Seelsorge reicht bei ihm meist nicht aus – eine solche vermag ihn unter Umständen eher zu beunruhigen. Seelsorge an Gemütskranken ist ungleich schwieriger als Seelsorge an Gesunden. Der Seelsorger bedarf gegenüber den Gemütskranken in besonderem Masse eines liebevollen und geduldigen Verstehens. Der Ausspruch von Hudson Taylor: „Die meisten Menschen haben mehr Ermutigung nötig als Strafreden“ gilt ganz besonders für schwermütige Menschen. Nur eine ärztlich ausgerichtete Seelsorge, die die wahren Ursachen der inneren Nöte des Gemütskranken berücksichtigt, ist imstande, ihn wahrhaft zu verstehen und in der rechten Weise zu helfen. Aber auch der geschulte Seelsorger steht vielfach vor einer schweren Aufgabe, wenn solche Menschen sich hilfesuchend an ihn wenden. Er bedarf daher bei allen fachlichen Kenntnissen der Vollmacht von oben, um dem Gemütskranken in all seinen Anfechtungen wirk- sam beistehen zu können.

Ein Christ darf doch nicht schwermütig sein...!

„....in unserer Familie besteht eine Neigung zu Schwermut (bzw. Depressivität), wovon auch ich eine gehörige Dosis mitbekommen habe. Von jeher habe ich alles schwer genommen und wurde mit den Problemen des Lebens nicht fertig. Weil ich immer verschlossen war, hatte ich keine Freundinnen, sondern war lieber allein für mich. Und doch habe ich eigentlich ein großes Verlangen, mich auszusprechen. An Vergnügungen fand und finde ich keine Freude. Ich konnte Zeit meines Lebens nie so richtig froh werden, wie es andere sind. Mit wachsendem Neid sehe ich auf meine Mitmenschen, die sich ihres Lebens freuen können. Ich lebe seit langer Zeit nicht von Tag zu Tag, sondern von Nacht zu Nacht, weil der Schlaf mein einziger Trost ist obwohl ich dabei vielfach angsterfüllte Träume habe. Am Abend habe ich große Angst vor dem nächsten Tag, und am Morgen steht die ganze Not und all mein Versagen riesengroß vor mir. Manchmal kommen ganz dunkle Zeiten über mich, in denen ich am liebsten nicht mehr leben möchte. Solche Zeiten dauern gewöhnlich einige Wochen, oft auch nur Tage und Stunden, dann wird es wieder besser. Aber ganz froh werde ich nie. Auch wenn es mir verhältnismäßig gut geht, habe ich immer die geheime Angst: Wann kommt es wieder? Manchmal kommen solche Tage, wenn ich überarbeitet bin oder schlecht geschlafen habe, oder wenn ich Schweres erleben musste. Insbesondere kann ich meines Glaubens nicht recht froh werden. Ich nehme viel an christlichen Jugendveranstaltungen teil, aber die fröhliche Atmosphäre dort hat mich meist nur bedrückt. Ich konnte dies niemand sagen und suchte die Schuld bei mir. Beim Beten habe ich das Gefühl, dass meine Gebete gar nicht nach oben dringen und daher zwecklos sind. Beim Bibellesen tritt mir immer nur ein „Du musst“ und „Du sollst“ entgegen. Wenn ich Gerichtsworte in der Bibel lese, wird mir angst und bange. Gott ist für mich nur ein fordernder und richtender Gott. Die vielen Verheißungen der Bibel können mich nicht recht trösten, sondern machen mein Herz nur noch schwerer, weil ich sie nicht für mich nehmen kann. Ich darf doch den Opfertod Jesu mir nicht im Glauben aneignen, weil ich meine, dazu sei ich viel zu schlecht. Und wenn ich das doch einmal wage, habe ich die Befürchtung, mir dadurch einen zu leichten Weg zu verschaffen, weil ich mir dann gewissermaßen die „Rosinen aus dem Kuchen“ herausnehme und nicht das ganze Wort Gottes auf mich wirken lasse. So oft ich die Lebensbeschreibung eines Gottesmannes lese, merke ich, wie unecht mein eigenes Leben ist und wie weit ich noch von Gott entfernt bin. Es muss doch einen Weg geben, dass ich auch so wie diese Männer werden kann. Aber ich komme einfach nicht voran in meinem Glaubensleben – so sehr ich mich auch anstrenge. Gibt es etwas Schwereres als das Nicht-zu-Gott-kommen-können trotz heißesten Verlangens? Manchmal kommt es mir fraglich vor, ob ich überhaupt ein Kind Gottes bin. Liegt es nicht vielleicht daran, dass ich meinen Mitmenschen gegenüber so wenig von Gott und Jesus spreche? Ich glaube mein Seelenheil zu versäumen, wenn ich das nicht tue – und doch bringe ich es nicht fertig. So gehe ich nur mit Herzklopfen unter Menschen, denn dann muss ich doch meinen Glauben bekennen. Wenn ich katholisch wäre, würde ich ins Kloster gehen, um dieser ganzen Not auszuweichen. Muss ich mich nicht von allem, was nach ‚Welt’ aussieht, freimachen und mich in meiner Freizeit nur noch mit geistlichen Dingen beschäftigen? Muss ich nicht gerade das tun, was mir am Schwersten fällt? Immer habe ich Angst, ich könnte Gott ungehorsam sein – denn man soll doch sein eigenes Leben hassen. Wie gerne würde ich einmal harmlos fröhlich sein – etwa wie bei einer Schneeballschlacht oder beim Wandern oder Singen. Meine Angehörigen machen mir den Vorwurf, ich würde ganz unnötig grübeln und hätte dadurch meine Nerven kaputt gemacht. Sie meinen, wenn ich heiraten würde, so würde ich am ehesten meine trüben Gedanken verlieren. Aber eine Ehe ist für mich doch wohl ganz ausgeschlossen. Sollte man nicht denken, dass man von dieser Veranlagung frei wird, wenn man den ernsten Willen hat, Jesus nachzufolgen? Ein Christ darf doch nicht schwermütig sein. Jesus hat doch nicht nur unsere Sündenschuld getilgt, sondern uns doch auch vom alten Leben erlöst! Aber seitdem ich zum Glauben gekommen bin, sind die Grübeleien und Nöte nur noch schlimmer geworden. Ich stehe in der Jugendarbeit; aber ich fühle mich hierzu gar nicht fähig, weil ich nicht in die Tat umsetze, was ich anderen sage. Auch komme ich mir als Heuchler vor, wenn manche Menschen meine Fürbitte erwarten, zu der ich mich oft gar nicht aufschwingen kann. Ich möchte so gern ein glückliches und fröhliches Gotteskind sein, aber mein Leben kommt mir wie verpfuscht vor. Manchmal habe ich den Eindruck, gar nicht krank zu sein, und es würde alles gut, wenn ich innerlich zurecht käme. Bitte geben Sie mir einen klaren Bescheid, was Sie von meinem Zustand halten! Wenn ich Klarheit habe, kann ich auch Schweres tragen – nur die Unklarheit ertrage ich nicht ...“

Antwort von Dr. Lechler:

„Sie leiden an einer schwermütigen Veranlagung, die sich zeitweise zu Depressionen verdichtet. Sie nehmen das Leben von jeher zu schwer und machen sich selber Vorwürfe über allerlei Versagen und Schuld, obwohl solche Vorwürfe kaum oder gar nicht begründet sind. In den Schwermutszeiten können die Schuldgedanken Sie nahezu erdrücken. Bei Christen tritt die schwermütige Veranlagung in einer charakteristischen Prägung auf. Sie zeigt sich besonders in lebhaften Versündigungsgedanken, Furcht vor Gott, Mangel an innerem Frieden und Heilsgewissheit , in religiösen Grübeleien und Gewissensbedenken, einer völlig gesetzlichen Haltung und einem verkrampften Heiligungsstreben. Dass die krankhafte Anlage sich besonders
bemerkbar machte, als Sie zum Glauben kamen, ist durchaus verständlich. Denn durch die Beschäftigung mit religiösen Fragen werden Menschen wie Sie erst recht zum Grübeln und Selbstvorwürfen veranlasst. Die schwermütige Veranlagung ist häufig anzutreffen und kann zahlreiche Glieder einer Sippe, bzw. Familie befallen. Sie selbst haben diese Anlage von ihren Vätern geerbt. Deshalb fällt es ihnen auch so schwer, dagegen anzugehen. Es ist leider eine Erfahrungstatsache, dass in solchen Fällen eine völlige Befreiung kaum zu erwarten ist. Die Sehnsucht des schwermütig Veranlagten nach Gott wird, das muss ich Ihnen offen sagen, meist nie restlos gestillt. Ich verstehe es sehr gut, wenn die Tatsache, dass sie trotz allem Beten und Ringen von ihrem schwernehmenden und komplizierten Wesen nicht loskommen, Ihnen zur Anfechtung wird, und es ist nur zu begreiflich, dass Sie den Wunsch haben, ein fröhliches Gotteskind zu werden. Gewiss können Gläubige, die infolge eines melancholischen Temperamentes das Leben ernst nehmen und von einem dauernden Sorgengeist befallen sind, durch einen lebendigen Glauben frei werden. Aber wenn es sich, wie bei Ihnen, um eine ausgesprochen schwermütige, also krankhafte Anlage handelt, liegt die Sache anders. Auch hier könnte Gott zweifellos die Last wegnehmen; doch scheint es Sein heiliger Wille zu sein, solche Menschen trotz ihres Glaubens von ihrer Anlage nicht völlig zu befreien. Die Anlage bleibt bestehen – das ist ein göttliches Gesetz, das der Mensch von sich aus nicht ändern kann. Es wäre daher verkehrt, zu meinen, Sie müssten unter allen Umständen bestrebt sein, Ihre Veranlagung durch den Glauben zu überwinden. Durch ein solches eigenes, vergebliches Ringen würden Sie nur noch mehr in Selbstvorwürfe und Gemütsdruck geraten. Immerhin können Sie jedoch Auswirkungen seiner schwermütigen Veranlagung gelitten hatte: „Gott lässt es nie mehr ganz dunkel in meinem Leben werden.“ Es kann bei Ihnen eine deutliche Besserung eintreten, wenn Gott Ihnen Gnade erweist. Und doch könnte die Dunkelheit wohl kaum ganz von Ihnen weichen, weil eben die Veranlagung Ihrer Persönlichkeit bestehen bleibt. Deshalb sollten Sie Ihre schwermütige Veranlagung nicht als Schuld vor Gott und nicht als Strafe Gottes ansehen, sondern sollten Sie als Zulassung Gottes betrachten. ER weiß um das „Warum“. Verzagtheit, Verzweiflung, Murren gegen Gott oder Neid gegenüber ihre seelisch gesunden Mitmenschen ist daher nicht am Platze. Auch wenn Sie sich selbst anklagen, oder wenn andere Menschen, die Ihren Zustand nicht verstehen, Ihnen Vorwürfe machen sollten, so dürfen Sie doch wissen, dass Gott Sie versteht und liebt. Er will nicht der strenge Richter, sondern der liebende Vater sein, der nur Ihr Bestes im Auge hat und alle ihre Gebete hört. Er hat sicherlich eine besondere Absicht mit Ihnen, wenn ER solch Schweres in Ihrem Leben zulässt. Vielleicht will Er Sie durch diese Veranlagung vor Hochmut bewahren, in den Sie geraten könnten, wenn Sie seelisch gesund wären. Ist doch die Gefahr der Überheblichkeit fast bei jedem Menschen vorhanden. Das hat auch ein Paulus bei sich selbst festgestellt. Da gebraucht Gott die verschiedensten Mittel, um das stolze Herz zu zügeln. Oder es könnte sein, dass die vielen traurigen Gedanken und das häufige Alleinsein Sie vor so manchem unnützen und ungöttlichen Reden, wie auch vor der Befriedigung von Neugier u. a. m. bewahren. Das hat mir eine schwermütige Patientin von sich berichtet. Ein weiterer Trost mag es für Sie sein, dass die schwermütige Veranlagung in besonderer Weise dazu befähigt, sich in die Lage derer, die Ähnliches zu erleiden haben, hineinzuversetzen und das rechte Wort zu finden, um solchen Menschen zu helfen. Wenn Sie Ihren gemütskranken Mitmenschen diesen so überaus wichtigen Dienst tun dürfen, dann wären die vielen dunklen Stunden ihres Lebens nicht vergeblich gewesen. Mancher schwermütig Veranlagte hat mir auch Gestanden, dass er, wenn er nicht unter seelischem Druck stehe, oberflächlich werde und sich von Gott entferne. Deshalb suchen Sie sich darüber klar zu werden, was Gott Ihnen mit diesem für Sie nicht leichten Weg zu sagen hat! Auch dürfen Sie eins wissen = Gott kennt Sie ganz genau, Er weiß, wie schwer es Ihnen fällt, zu einem kindlich-fröhlichen Glauben durchzudringen und ein frohes Zeugnis für Ihn abzulegen. Er wird von Ihnen nur so viel erwarten, als sie tun können. Reden Sie daher nur dann von Jesus, wenn Sie einen klaren Auftrag dazu innerlich erkennen. Gott will auch nicht, dass Sie das Jüngste Gericht befürchten, denn Sie sind trotz all Ihrer Nöte und Konflikte ein Gotteskind, weil Sie an Jesus, Ihren Erlöser glauben. Statt der Gerichtsworte der Bibel dürfen Sie ohne Bedenken die kostbaren Verheißungen für sich in Anspruch nehmen. Und statt auf Ihre Schuld zu sehen, sehen Sie vielmehr auf das am Kreuz vollbrachte Sühnopfer, das auch für all Ihre Sünden erfolgt ist! Wenn Ihre Angehörigen Ihnen den Rat geben, eine Ehe einzugehen, so brauchen Sie nicht zu denken, eine Heirat käme für Sie grundsätzlich nicht in Betracht. Vielmehr wäre eine Ehe möglich, wenn Sie einen fröhlichen Christen fänden, der bereit wäre, Ihre schwernehmende Art, die sich auch in der Ehe mehr oder weniger bemerkbar machen würde, zu verstehen und in Liebe und Geduld zu tragen. Auch müssten Sie beide das Wagnis einer eventuell nicht ganz gesunden Nachkommenschaft auf sich zu nehmen gewillt sein. Sie dürfen auch mit gutem Gewissen harmlos-fröhlich sein und sich an der Natur, schöner Musik und edler Kunst von Herzen freuen. Wenn Sie meinen, Sie dürften nur das tun, was Ihnen am schwersten fällt, geraten Sie nur in eine ungesunde Selbstquälerei und Verkrampfung, die Gott nicht haben will. Sie stehen in der Gefahr eines Heiligungsstrebens aus eigener Kraft, wenn Sie glauben, die Heiligung nur dadurch erreichen zu können, dass Sie sich eine Reihe von Geboten und Verboten auferlegen. Aber Sie dürfen wissen: Ihre Heiligung wirkt Jesus in Ihnen, indem Er Sie vom Gesetz erlöst und zu einem Gotteskind gemacht hat. Deshalb geben Sie Ihr eigenes Ringen auf und überlassen Sie Ihre Heiligung dem Herrn! Wenn Sie in dieser Weise unter Ihrer Veranlagung stillhalten und ausreifen, werden Sie sie aus der Hand Gottes nehmen und mehr und mehr ein „Ja, Vater“ sprechen Können. Es gibt ja nicht nur in körperlicher, sondern auch in seelischer Hinsicht so manche Zulassung Gottes. Gerade den Menschen, in dessen Leben Gott (warum auch immer) manches zulässt, gilt die Verheißung: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Zu den Schwachen gehören auch Sie mit Ihrer schwermütigen Veranlagung. Auch wenn Gott Ihre Bitte um Befreiung nicht in vollem Umfang erhört, wird ER Ihnen doch von Tag zu Tag Seine Kraft schenken, damit Sie auch die Dunkelheit Ihrer Seele getrost und standhaft ertragen können. Dadurch aber werden Sie erfahren, dass Ihre Veranlagung sich in Segen verwandeln kann und Ihrem Leben einen tiefen Sinn gibt.“

Ich habe keinen Frieden!

„Wie kommt es nur, dass ich, solange ich nur denken kann, nicht den Frieden Gottes verspüre, den doch andere Christen empfinden? Obwohl ich Gott immer wieder darum gebeten habe – es war vergeblich. Sooft ich mir einer Schuld bewusst werde, gehe ich zum Seelsorger und bekenne ihm diese, um Vergebung und Frieden für meine Seele zu erlangen. Aber ich habe keinen Frieden. Auch wenn ich meine Bibel lese, bleibt doch die dauernde Unruhe in mir bestehen. Man sagte mir, ich dürfe doch die Vergebung einfach annehmen. Aber kann ich diese denn ohne mein eigenes Zutun bekommen? Theoretisch kann ich mir das wohl vorstellen, wie schön es ist, wenn man die Sündenlast sofort los ist; aber praktisch kann ich das nicht fassen. Ich kann die Vergebung einfach nicht im Glauben annehmen und festhalten, weil ich mir so sündig vorkomme. Manchmal beneide ich die Katholiken, die der Vergebung ihrer Schuld gewiss sind, wenn sie ihre Sünde vor dem Priester bekannt und Absolution erhalten haben. Mein Beten erscheint mir ganz sinnlos, weil ich ja gar nicht weiß, ob es bis zum Thron Gottes gelangt. Denn ich kann ja gar nicht im wirklichen Glauben beten. Während ich bete, bleibt mein Herz kalt und tot; Hoffnung, Trost, Mut oder etwas Freude bekomme ich beim Beten nie. Wie kann ich anderen Menschen zum Frieden Verhelfen, wenn ich ihn selbst nicht habe, obwohl ich weiß, das es ihn gibt? So bin ich immer unglücklich und mein Glaube befriedigt mich nicht. Ich kann auch sonst im Leben nie richtig froh werden, weil ich mir über so vieles Gedanken und Gewissensbisse mache. Es ist mir nicht klar, weshalb ich keinen Frieden in mir verspüre, obwohl ich mir keines Ungehorsams gegen Gott bewusst bin und an Jesus meinen Erlöser glaube.

Antwort von Dr. Lechler:

Das Ausbleiben des inneren Friedens nach dem Sündenbekenntnis kann zunächst daher kommen, dass die Buße nicht echt ist, indem die wahre Reue oder der ernste Wille zur Umkehr fehlt. Oder es besteht noch ein Stück Kleinglaube, indem man die Sündenvergebung, die der Seelsorger dem Bekennenden vermittelt hat, nicht als eine vollgültige Gabe Gottes ansehen und für sich nehmen kann. Es kann aber auch noch ein weiterer Grund vorliegen, wenn der Friede trotz wahrer Buße und wirklichem Glauben ausbleibt. Es gibt nämlich Menschen mit einem krankhaft zarten Gewissen. Zu diesen gehören offenbar auch Sie, wie aus ihren Zeilen zu ersehen ist. Solche Menschen nehmen von Natur her alles schwer und können daher auch die Absolution des Seelsorgers nicht kindlich-gläubig annehmen, weil sie meinen, sie müssten sich erst in besonderer Weise anstrengen, um sich der Vergebung durch Gott würdig zu erweisen. Sie verzehren sich daher in eigenem Ringen, um die Vergebung und den Frieden zu erlangen. Dadurch aber werden Sie von einer dauernden, inneren Unruhe umgetrieben. Sie laufen von einem Seelsorger zum anderen, im immer neue Sünden zu bekennen, die ihnen aus der Vergangenheit aufsteigen. Aber auch dies verschafft ihnen keinen Frieden. So können sie ihres Glaubens nie richtig froh werden und kommen von der Angst nicht los, die Gnadenzeit versäumt zu haben. Erkennen Sie daher, dass das Ausbleiben des inneren Friedens bei Ihnen als krankhaft anzusehen ist und Ihnen von Gott nicht als Schuld angerechnet wird! Wenn Sie das festhalten, werden Sie von Ihrem Grübeln über immer neue Verfehlungen und von dem Zwang, sie vor einem Seelsorger zu bekennen, loskommen. Wenn Sie mit einem Seelsorger sprechen, der Ihnen aufgrund Ihrer Reue und Ihres Glaubens an das Sühnopfer Jesu Vergebung Ihrer Sünden zuspricht, dürfen Sie der Vergebung ebenso gewiss sein, wie der katholische Christ, dem der Priester die Absolution erteilt hat. Sie brauchen keinesfalls noch etwas dazuzutun, weil Jesus durch Seine Tat am Kreuz alles für ihre Rechtfertigung vor Gott vollbracht hat. Was aber einmal vergeben ist, ist für immer vergeben. Gott zieht Seine Vergebung niemals zurück, auch erwartet ER nicht, dass wir immer wieder für die gleiche Sünde um Vergebung bitten, auch wenn wir hinterher an der Tatsache der Vergebung zweifeln sollten. Gott hat verheißen, dass ER der Sünde nicht mehr gedenken will (Jer. 31:34b). Aber wichtig ist, dass Sie sofort nach jeder begangenen Schuld bußfertig zu Gott kommen und um Vergebung bitten. Dann steht nichts mehr zwischen Gott und Ihnen. Sie sind durch Ihren Glauben an Jesu Sühnopfer gerechtfertigt und haben dadurch nach Römer 5:1 auch tatsächlich Frieden, selbst wenn Sie zunächst noch gar nichts von ihm fühlen sollten. Deshalb bitten Sie nicht immer nur um Frieden, sondern glauben Sie gleichzeitig, dass Sie Frieden haben, weil Ihre Schuld getilgt ist. Sie dürfen wissen, dass Sie ein Gotteskind sind, auch wenn Sie dies manchmal nicht fassen können. Gott aber hört Seine Kinder, die zu Ihm rufen. Er ist ja gerade denen, die zerbrochenen Herzens sind, ganz nahe (Psalm 34:19). Stellen Sie sich beim Gebet doch einfach vor, dass Er neben Ihnen ist; dann kommen Sie von dem Gedanken los, Er höre Ihre Gebete nicht, weil ER in unerreichbarer Ferne wohne. Ferner hören Sie möglichst viel das Wort Gottes in Predigt und Bibellehre – da der Glaube ja durch das Wort Gottes kommt (Röm. 10:17). Auf diese Weisen kann und wird der Friede in Gott mehr und mehr Ihre Seele erfüllen. Auch wenn infolge Ihrer Veranlagung die Freude in Gott ggf. ausbleiben sollte, dürfen Sie sich an Seinem Frieden genügen lassen.

Warum fehlt mir die Heilsgewissheit?

Wenn andere von der Gewissheit ihres Heils sprechen, so muss ich mir immer wieder sagen: Ich bin noch nicht so weit, dass auch ich mich einer solchen Gewissheit erfreuen könnte. Warum fehlt mir die Heilsgewissheit, obwohl ich doch an Jesus, meinen Heiland glaube und in Gemeinschaft mit Ihm zu leben suche. Wie oft habe ich schon zu Gott gebetet, Er möge mir ganz klar machen, dass ich Sein Kind und Erbe sein darf! Aber vergeblich. Ist das der Satan, der mir die Heilsgewissheit rauben will? Ist denn die Heilsgewissheit ein Vorrecht, das nur wenigen Gläubigen zuteil wird? Ich warte und warte auf dieses herrliche Gefühl, von dem die anderen reden. Aber mein Gefühlsleben ist so leer und kalt, dass ich oft ganz verzagt bin. Schon in der Jugend habe ich alles schwer genommen und viel geweint; ich lasse mich so leicht durch jede Kleinigkeit bedrücken. Das habe ich offenbar von meinem Vater geerbt, der in seiner Schwermut einmal den Versuch machte, aus dem Leben zu gehen. Manchmal geht es mir für einige Zeit besser; aber dann redet mir der Satan ein, ich sei verloren. Es ist so trostlos, dass ich niemals zu einer Überwinderin werden kann, die sich auf das Kommen Jesu freuen darf.

Antwort von Dr. Lechler:

Bei fehlender Heilsgewissheit gilt es zunächst sich ernstlich zu prüfen, ob nicht irgend -eine Schuld vorliegt, die man noch nicht bekannt hat, oder ob nicht noch eine Bindung vorhanden ist, die die restlose Übergabe an Gott verhindert. Dies scheint jedoch bei Ihnen nicht der Fall zu sein. Sie glauben an Jesus, Ihren Erlöser, und stehen in Gemeinschaft mit Ihm. Deshalb dürfen Sie sich fest auf das Wort Gottes in Galater 3:26 stützen. Auch bezeugt Ihnen der Geist Gottes, dass Sie Sein Kind sind. Wenn Sie als solches der Vergebung Ihrer Schuld täglich gewiss sind und die Gebote Gottes halten, so sind Sie auch ein Erbe der künftigen Herrlichkeit und dürfen sich der Heilsgewissheit erfreuen (Röm.8:16,17a; Gal.4:7). Warum Sie noch nicht zu diesem Standpunkt durchdringen konnten, rührt daher, dass Sie an einer schwermütigen Veranlagung leiden. Diese geht stets mit einer Gefühlsarmut einher, die sich dann auch in Ihrem Glaubensleben bemerkbar macht. Sie meinen, Ihr Gefühlsmangel sei die Ursache des Fehlens der Heilsgewissheit. Aber dies ist eine verkehrte Auffassung. Sie müssen von der Meinung loskommen, die Heilsgewissheit sei immer mit einem beglückenden Gefühl verbunden. Gerade Menschen mit schwermütiger Veranlagung – und diese sind viel häufiger anzutreffen, als man gewöhnlich denkt – sind nicht fähig, sich in derselben Weise ihres Glaubens und ihrer Heilsgewissheit zu erfreuen, wie dies seelisch gesunden Christen möglich ist. Und dennoch ist die Erlangung der Heilsgewissheit auch Ihnen möglich, weil diese nicht der Intensität eines Gefühls, sondern vom Glauben abhängt. Sie brauchen daher nicht beständig auf eine überströmende Freude zu warten, durch die Sie Ihres Heils gewiss werden, sondern dürfen unter Berufung auf die obige Schriftstelle diese Gewissheit im Glauben für sich nehmen. Solches Wissen auf Grund des Wortes Gottes ist viel entscheidender als das Wissen aufgrund eines beseligenden Gefühls. Die Heilsgewissheit braucht daher keineswegs in einer freudigen Zuversicht zu bestehen; sie ist vielmehr bei allen melancholisch veranlagten Christen eine Gewissheit, die sie in aller Nüchternheit, aber in tiefer Dankbarkeit aus der Hand ihres Herrn nehmen. So sind auch Sie auf den nackten Glauben angewiesen, wenn Sie Heilsgewissheit erlangen wollen. Sie dürfen dieser kostbaren Gabe auch im Dunkel der Anfechtung teilhaftig werden. Welch ein Trost für Sie! Gott hat dies Dunkel zugelassen, damit Sie sich allein auf Sein Trost stützen lernen. In Ihrem Fall ist es nicht so sehr Satan, der Ihnen die Heilsgewissheit zu rauben sucht, als ihre schwermütige Veranlagung, die erblich bedingt ein Anteil Ihrer Persönlichkeit ist. Er schenke Ihnen als Frucht des Glaubens bald die ersehnte Gewissheit Ihres Heils und durch sie eine tiefe Geborgenheit in der Gemeinschaft mit Jesus!

Ich traue mir so gar nichts zu ...

.....Ich traue mir so gar nichts zu ... Ich bin überzeugt, dass ich viel weniger bin und kann als meine Mitmenschen. Selbst wenn ich einmal etwas erreicht habe in meinem Leben, wird mein Selbstvertrauen nicht größer. Wenn ich aber etwas falsch gemacht habe, bekommen meine Minderwertigkeitsgefühle neue Nahrung. Ich komme nicht los von dem Blick auf meine Schwächen und meine Unzulänglichkeit. Eine eigene Meinung habe ich nur selten – ich lasse mich vielmehr von der Meinung anderer völlig bestimmen. Immer frage ich mich, was wohl die anderen über mich denken. Auch habe ich den Eindruck, wenn ich mit Menschen zusammen bin, irgendwie aufzufallen und von ihnen belächelt zu werden. Schon wenn mein Vorgesetzter mit der
Stirn runzelt, glaube ich, dass er etwas an mir auszusetzen hat. Dann würde ich mich am Liebsten in eine Ecke verkriechen. Ich möchte möglichst wenig mit meinen Bekannten zusammen sein, weil ich ihnen ja doch nur lästig sind. Aber wenn ich mich von ihnen zurückziehe, werde ich für unnahbar und hochmütig gehalten. So werde ich immer unsicherer und weiß nicht, wie ich mich eigentlich verhalten soll. Auch in meinem Glaubensleben beeinträchtigen mich die Minderwertigkeitsgefühle stark. So ist es mir unmöglich, mit anderen zu beten. Wenn ich mit Beten anfangen will, klopft mir das Herz so stark, dass ich kein Wort herausbringe. In der Gemeinde kann ich mich nur in die hinterste Bankreihe setzen, weil ich mich sonst beobachtet fühle. Ich möchte gern etwas gelten, dann würde ich meine Unsicherheit bestimmt rasch loswerden. Aber wenn ich so etwas denke, komme ich mir ganz schlecht vor. Ist es richtig, was unser Pfarrer in der Bibelstunde sagte, dass MinderwertigkeitsGefühle Sünde seien? Ich leide sehr unter meinem Zustand, obwohl ich weiß, dass meine Minderwertigkeitsgefühle auf einer Erbanlage beruhen. Schon als kleines Kind war ich menschenscheu und schüchtern. Warum hat mich Gott wohl so geschaffen, dass ich mich zu nichts tauglich fühle? Ich würde doch so gerne etwas für Ihn tun. Manchmal allerdings bin ich schon recht dankbar für meine Unzulänglichkeit, weil ich sie als Bewahrung empfinde vor dem Hochmut in mancherlei Gestalt. Ich werde mir dann meiner Grenzen bewusst und bilde mir nichts ein.

Antwort von Dr. Lechler

Ihr Mangel an Selbstvertrauen beruht offenbar weniger auf einer fehlerhaften Erziehung seitens Ihrer Eltern und Lehrer als auf einer krankhaften Anlage. Die letztere findet sich fast häufiger als das Erstere. Aber auch wenn die Minderwertigkeitsgefühle ererbt sind, können doch psychologische Gründe dabei mitwirken. So fühlen sich viele Menschen unsicher, weil sie andere, die ihrer Meinung nach ihnen überlegen sind, beneiden. Diese Neigung, sich mit anderen zu vergleichen, entspringt im Grunde einem unbefriedigten Geltungsbedürfnis. Die Folge dieser Einstellung ist, dass man mit den Mitmenschen hadert, weil sie einen nicht richtig einschätzen, und mit Gott hadert, der einem so manche Gabe vorenthalten hat und von dem man sich in seinem versteckten Hochmut nicht demütigen lassen will. Prüfen Sie sich einmal, ob so etwas nicht auch bei Ihnen vorliegen könnte. Wenn Sie glauben, in keiner Hinsicht etwas wert zu sein, so möchte ich Sie fragen: Haben Sie nicht doch von Gott eine Gabe bekommen, auch wenn diese nicht weiter in die Augen fällt? Gott schenkt sicherlich jedem Menschen eine Gabe; darauf deutet
schon das Wort des Petrus hin, dass jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, dem anderen dienen soll (1.Petrus 4:10). Überlegen Sie doch, auf welchem Gebiet Ihre Gabe liegt, und dann suchen Sie mit ihr zu wuchern und sie zu vermehren, um ihren Mitmenschen zu dienen! Solange Sie meinen, Sie hätten den anderen nichts zu geben, muss die ungenützte Gabe verkümmern, und Sie gleichen dem Manne, der das empfangene Talent in die Erde vergrub, ohne mit ihm zu arbeiten, und würden von Gott der Untreue bezichtigt werden (Matth. 25:18-26). Wenn Gott Ihnen nur wenig gegeben hat, erwartet Er von Ihnen auch nicht so viel wie von dem, dem ER viel gegeben hat (in Abwandlung von Lukas 12:48). Aber, ER wartet auf Ihren Dienst. Er will, dass Sie Ihre Gabe entwickeln, so wie Timotheus Seine Gabe erwecken sollte (2.Tim.1:6). Vielleicht wenden Sie ein, es bedeute doch so wenig, wenn Sie Ihre geringe Gabe verwenden würden. Aber Ihre kleine Gabe ist ebenso wichtig, wie die größere Gabe der anderen. Es kommt nicht darauf an, wie viel uns anvertraut ist, sondern darauf, dass wir das uns anvertraute Gut treu verwalten und mit ihm wuchern, so gut wir es vermögen. Auch eine kleine Gabe, die Gott uns gegeben hat, kann sich mehren zum Segen anderer, so wie der Mann, der nur zwei Talente bekommen hatte, zwei andere dazu gewann. Vielleicht besteht Ihre Gabe und Ihre Aufgabe darin, dass Sie etwas von Ihrem Besitz dem Herrn zur Verfügung stellen, oder dass Sie Ihren Mitmenschen kleine Liebesdienste erweisen, eine vielleicht ganz äußerliche, aber doch wichtige Handreichung tun, oder dass sie das Amt der Fürbitte ausüben. Wenn Sie den Menschen gar nichts tun können, können Sie wenigstens im Kämmerlein den so nötigen Gebetsdienst verrichten. Auf diese Weise dürfen Sie trotz Ihrer Minderwertigkeitsgefühle ein wichtiger Stein im Tempel Gottes sein, wenn auch an einer ganz unscheinbaren, bzw. unsichtbaren Stelle, und dürfen, wenn auch ganz unerkannt und verborgen, am Bau Seines Reiches mitwirken. Gott will Sie gebrauchen, so wie Sie sind. Es ist viel wichtiger, was Gott von Ihnen hält, als was Sie von sich oder was die anderen von Ihnen denken. Auch den selbstunsicheren Menschen gilt das Wort: „Weil du so wert vor meinen Augen geachtet bist, musst du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb.“ (Jesaja 43:4). Ja, wenn Sie Sein Kind sind, sind Sie IHM teuer und wert, auch wenn Sie sich mit noch so vielen Schwächen und Problemen herumschleppen. Und denken Sie nicht nur an die Nachteile, die Ihnen Ihre Minderwertigkeitsgefühle einbringen, sondern suchen Sie auch das Gute darin zu entdecken! Sind Sie infolge Ihres mangelnden Selbstvertrauens nicht völlig auf die Verheißungen und die Hilfe Gottes angewiesen? Das Wort von der „kleinen Kraft“ (Offb.3:8) will ja sagen: „Weil
du nur eine kleine Kraft hast, habe ich vor dir eine Tür aufgetan.“ Wer sich ganz ohnmächtig und untüchtig fühlt, der darf sich viel mehr als der Starke und Selbstsichere auf die Zusagen Seines Gottes verlassen. Ferner erkennen Sie selbst, dass Sie der Gefahr des Hochmuts viel weniger erliegen als andere Menschen, die sich ihres Wertes bewusst sind. Allerdings müssen Sie sich hüten, sich für besonders demütig zu halten. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Minderwertigkeitsgefühlen und Demut. Demut kommt von Gott, macht die Seele still und getrost und ist mit Seiner Führung einverstanden. Minderwertigkeitsgefühle dagegen sind meist ein Zeichen von Ichhaftigkeit, machen unglücklich und unzufrieden mit Gottes Wegen. Wenn Sie all das bedenken, hoffe ich, dass Sie von sich dem Blick auf Ihr eigenes Ich lösen können und Ihrem Nächsten auch mit Ihrem kleinen Talent zu dienen suchen. Dadurch werden Sie Ihre Minderwertigkeitsgefühle mehr und mehr überwinden. Sollten diese Ihnen jedoch auch weiterhin zu schaffen machen, weil sie in der krankhaften Anlage zu stark verankert sind, so werden Sie Ihre Selbstunsicherheit wenigstens aus Gottes Hand nehmen können, sodass diese Ihnen zum inneren Gewinn werden kann.

Warum nimmt Gott mir die Angst nicht weg?

.....schon als Kind hatte ich viel Angst, auch bei geringen Anlässen. Kaum konnte ich in unseren Keller gehen, weil ich befürchtete, eine Maus liefe mir über die Füße. Vor Spinnen fürchte ich mich noch heute. Ebenso habe ich vor ‚Geistern’ große Angst. Die ‚Geisterfurcht’ hat meine Schwester übrigens in derselben Weise. Ständig lebe ich in der Erwartung vor etwas Unheimlichem, vor entsetzlichen Dingen, die über mich hereinbrechen könnten. Wenn meine alte Mutter von ihren Besorgungen nicht rechtzeitig aus der Stadt zurückkehrt, ängstige ich mich halbtot. Ich muss immer daran denken, es könnte ihr etwas zustoßen. So sorge ich mich bei jeder Kleinigkeit, sodass ich deshalb meines Lebens nicht froh werden kann. Meine Ängste steigern sich insbesondere, wenn ich körperlich erschöpft bin. Vor Gott fürchte ich so sehr, dass ich Ihn deshalb nicht als meinen himmlischen Vater ansehen kann – obwohl es doch gegenteilig sein sollte. Wenn ich etwas verkehrt gemacht habe, so glaube ich, dass Gott mich wegen meiner Schuld straft. Auch vor dem Leben habe ich Angst, weil ich mich meinen Aufgaben nicht gewachsen fühle. Vor dem Sterben habe ich besonders Furcht, seitdem ich den schweren Tod meines Vater miterlebt habe. Oft träume ich vom eigenen Sterben. Schon lange bete ich darum, dass Jesus in mir lebendig werden möge, damit ich die Angst überwinden kann. Aber wenn die Angst über mich kommt, kann ich an nichts anderes mehr denken und habe den Glaubensblick völlig verloren. Warum nimmt Gott mir die Angst nicht weg? Er könnte es doch tun ...

Antwort:

Zunächst muss die Ursache Ihrer verschiedenen Ängste aufgedeckt werden. Die Angst vor Tieren und ‚Geistern’ ist oftmals die Folge einer verkehrten Erziehung. Möglicherweise haben Ihnen manche Menschen allerhand Geschichten von bösen Tieren oder Geistern erzählt. Ihre Furcht vor Gott ist eventuell auf eine Ihnen unbewusste und vor Gott nicht bekannte Schuld zurückzuführen. Auch kann dieser auch Ängste vor Ihrem Vater zugrunde liegen, die Sie dann auf Gott übertragen haben. Ihre Furcht vor dem Sterben hängt offenbar mit dem Tod Ihres Vaters zusammen, durch den Sie stark beeindruckt wurden. Wahrscheinlich sind alle ihre Ängste letztlich eine Furcht vor dem Tod infolge der Ungewissheit , was danach kommen könnte. Es wäre anzuraten, dass Sie sich zur Klärung dieser Fragen an einen bibelorientierten, charismatischen Seelsorger wenden würden. Dann aber sollte Ihr Verhältnis zu Gott bereinigt werden. Suchen Sie doch ganz kindlich mit Ihm zu reden, wie einem Menschen, der es gut mit Ihnen meint. Bitten Sie Ihn immer wieder um die nötige Selbsterkenntnis und widerstehen Sie der Angst (ggf. dem Geist der Furcht/dem Teufel) im Namen JESUS (Jak.4:7) und sie wird weichen! Wenn Sie sich wirklich als ein Kind Gottes wissen und mit JESUS, dem Todesüberwinder, rechnen, der den Seinen verheißen hat „Ich lebe, und ihr sollt auch leben,“ dann wird die Furcht vor dem Tode schwinden.